Wintermeyer: „Das von Frau Ypsilanti und ihrer SPD angerichtete Chaos ist Gift in einer Zeit, in der das Land Stabilität und zuverlässige wirtschaftliche Rahmenbedingungen braucht.“

FNP: Herr Wintermeyer, haben Sie schon mal so eine Berg- und Talfahrt in Sachen Ministerpräsident(inn)en-Wahl erlebt?

Axel Wintermeyer: Nein. Noch nie. Die einzigartige Berg- und Talfahrt war und ist Folge des Wortbruchs einer SPD, die Frau Ypsilanti und ihren Beratern immer noch völlig unkritisch zu folgen scheint. Die Zerrissenheit der Genossen ist aber auch entstanden, weil Ypsilanti gegen den Willen einer überwältigenden Mehrheit der hessischen Bevölkerung an die Macht wollte. Dazu kommt jetzt die Treibjagd auf die vier SPD-Abgeordneten, die den Weg einer Tolerierung durch eine SED-Nachfolgepartei nicht mitgehen können und nun für eine Gewissensentscheidung gnadenlos ausgegrenzt und abserviert werden. Das von Frau Ypsilanti und ihrer SPD angerichtete Chaos ist Gift in einer Zeit, in der das Land Stabilität und zuverlässige wirtschaftliche Rahmenbedingungen braucht.

FNP: Was bedeutet dieses Hick-Hack für Sie arbeits-, urlaubs- und zigarettenmäßig?

Wintermeyer: 60-Stunden-Wochen sind bei mir üblich; mehr als zehn Tage Urlaub im vergangenen Jahr waren nicht drin. Und unter uns: Das auch im Landtag geltende Rauchverbot hat mich wahrscheinlich vor Schlimmerem bewahrt.

FNP: Mussten Sie eigentlich schon «Akten-Aufräumarbeiten» in der Fraktionsgeschäftsstelle erledigen, weil ja viele schon dachten, sie gehören bald der Opposition an?

Wintermeyer: Politik ist immer «Verantwortung auf Zeit» und es gibt kein Abo auf Regierungsbeteiligung. Ein verantwortungsbewusster Politiker sollte daher nicht nur von der Hoffnung leben, sondern gute Arbeit machen und die Menschen für seine Ideen gewinnen, damit die Akten in der Schublade bleiben können.

FNP: Fällt für Sie die Advents- bzw. Weihnachtszeit in diesem Jahr aus, weil der Wahlkampf auf dem Terminplan steht?

Wintermeyer: Das war leider letztes Jahr schon der Fall. Aber ich bin gerne bereit, diesen Preis zu zahlen weil ich überzeugt bin, dass es für Hessen wichtig ist, eine stabile Regierung zu bekommen. Der Wahlkampf wird kurz und intensiv. Meine Partei hat eine zweite Chance erhalten, dieses Mal zu zeigen, dass wir gute Arbeit leisten und dass auf uns in Hessen wie im Main-Taunus-Kreis Verlass ist. Wir halten Wort und legen den Menschen keine Mogelpackungen unter den Weihnachtsbaum.

FNP: Kommen Sie noch zum Orgelspielen?

Wintermeyer: Leider kaum noch. Ich vermisse es sehr – gerade als Ausgleich. Aber mein Klavier muss gelegentlich zu nachtschlafender Zeit oder am Wochenende daran glauben. Übrigens, mein Lieblingschoral war immer: «Befiehl Du Deine Wege». In der Politik weiß man gelegentlich auch nicht wohin sie führen. . . . Also, ich blicke in der bevorstehenden Adventszeit mit dem nötigen Gottvertrauen optimistisch in die Zukunft.