Auch mit 50 keine Ambitionen auf ein Ministeramt

Hofheim/Wiesbaden. Er gilt als «Kochianer», ist Jurist, Porsche-Fahrer, Musikliebhaber, Kettenraucher und bekennender Hofheimer. Er ist bekannt für seine glasklaren Ansagen und für seine Abneigung gegen die Linken. Sein Wort hat in der Landespolitik Gewicht, und sein Geburtsdatum könnte als Hinweis auf seine Führungspersönlichkeit gewertet werden: der 1. Januar. Dass es sich bei dem so Beschriebenen um einen Steinbock handelt, ist nicht gleich zwangsläufig zu erkennen. Doch Axel Wintermeyer verkörpert fast alle positiven Eigenschaften dieses Sternzeichens.

Ein Beweis dafür gefällig? Nach nur zwei, drei Stunden Schlaf nach der Silvesterparty begannen für den parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion schon die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier mit seiner Familie am Neujahrstag: «Das ist immer eine Tortur, aber die Geschäfte und Lokale haben ja an Neujahr geschlossen.» Der jünger wirkende, stets eloquent auftretende Christdemokrat feierte just am ersten Tag des neuen Jahres seinen 50. Geburtstag. Das große, offizielle Fest mit geladenen Gästen – gemeinsam ausgerichtet von der CDU-Landtagsfraktion sowie dem Main-Taunus-Kreisverband der Partei – findet im neuen Landtagsbau am Dienstag, 12. Januar, statt. Dann wird es mehrere Lobesreden für Wintermeyer geben, der sich dem Vorbild im englischen Parlament verbunden sieht. Dort gibt es quasi als «Einpeitscher» den sogenannten VIP, der mitten unter seinen Fraktionskollegen sitzt.

Obwohl er solche Arten von offiziellen Anlässen ja nicht so mag, wie er betont. Und vielleicht ist das Thema 50. Geburtstag auch nicht ganz so nach dem Geschmack des smarten Juristen. Doch auf jeden Fall ist er dankbar dafür, dass er seine «von Gott gegebenen Fähigkeiten», wie es der überzeugte evangelische Christ formuliert, dazu nutzen konnte, beruflich und politisch Karriere zu machen. Gerade anlässlich seines 50. Geburtstages wird der Hofheimer nun oft gefragt, ob nicht ein Ministeramt die Krönung seiner politischen Laufbahn wäre. «Nein», lautet dann die Antwort des Hobby-Malers und Ex-Organisten der evangelischen Kirchengemeinde Neuenhain. Die «ganze Bandbreite» der Politik beackere er in seiner Position als parlamentarischer Geschäftsführer. Jede Vorlage gehe über seinen Tisch, stellt der Christdemokrat fest. Damit habe er einen größeren gestalterischen Spielraum, als wenn er etwa der Chef eines einzelnen Ministeriums wäre. Außerdem: «Ich wollte nie wegen der Pöstchen Politik machen, sondern um etwas zu gestalten», betont Wintermeyer. Er gilt in der CDU-Landtagsfraktion als Hardliner, der aber von der politischen Konkurrenz als verlässlicher Verhandlungsführer respektiert wird. Konsequent ist der rank und schlank gebliebene Fünfzigjährige allemal: Zur Geburtstagsfeier ist die Fraktion der Linken nicht eingeladen worden. Die Abneigung des CDU-Mannes zu dieser Partei ist unüberbrückbar.

Für Axel Wintermeyer schließt sich fast schon der Kreis, was seine Verbindung zur hessischen Landeshauptstadt angeht. Vor 50 Jahren ist er dort geboren worden. Und nun arbeitet er dort täglich in einer der Schaltzentralen der politischen Macht. Mit seinen Erfolgen und Misserfolgen geht der CDU-Kreisvorsitzende ganz offen um. Unprätentiös nennt er seine Niederlagen: Dass er die neue Nord-West-Landebahn für den Frankfurter Airport nicht verhindern konnte und dass er damit scheiterte, einen Konsens für die Neufassung der hessischen Verfassung zu erreichen. In der ist sogar noch die Todesstrafe aufgeführt. Außerdem gehört für Wintermeyer der Gottesbezug in die Verfassung aufgenommen. Als Erfolg indessen wertet er das Investitionsprogramm für die Schulen und Hochschulen.

Vielleicht ist es dabei hilfreich, dass er seinen Beruf als Anwalt (Wintermeyer: «Ich darf sagen, dass ich schon ein erfolgreicher Anwalt bin.») – wenn auch zeitlich eingeschränkt – noch immer ausübt. Das sichert ihm nicht nur eine geistige Unabhängigkeit, sondern als Kreistagsabgeordneter und Stadtverordneter ist Axel Wintermeyer zudem bodenständig geblieben.

Sein größtes Plus: Der Abgeordnete versucht, alle Parteiveranstaltungen und wichtigen öffentlichen Termine zu besuchen, um mit den Leuten in Kontakt zu bleiben. Und seinen Landtagskollegen kann er aus eigener Erfahrung als Stadtverordneter berichten, welche Auswirkungen die Beschlüsse der Landesregierung in den Kommunen haben. Kein Wunder also, dass seine politischen Vorbilder allesamt keine abgehobenen Theoretiker waren. Zu seinen Vorbildern gehört der (bereits verstorbene) ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Georg Badeck sowie der (ebenfalls schon verstorbene) Hofheimer Ex-CDU-Chef Dr. Hanns Großmann sowie ein weiterer ehemaliger Hofheimer CDU-Vorsitzender, Alfons Sahl.

Was wünscht sich der «Neu-Fünfziger» eigentlich selbst zum Geburtstagsfest? Die knappe Antwort: «Einen dreiwöchigen Urlaub in Deutschland ohne Mitnahme der Geißeln der elektronischen Kommunikationsgesellschaft.»