Wintermeyer: Aventis-Fusion schadet Standort Rhein-Main

CDU-Politiker ruft Kleinaktionäre zu verantwortlichem Handeln auf

Der Landtagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Main-Taunus, Axel Wintermeyer, hat vor politischer Gleichgültigkeit im Hinblick auf die Übernahme von Aventis durch den französischen Konzern Sanofi-Synthelabo gewarnt. Es könne nicht im Interesse der Region sein, die aus einem alten Chemiestandort zu einem modernen Biotechnologie-Sitz wurde, wenn Aventis zu einem rein französischen Konzern würde. Es stehe zu befürchten, dass Großteile der Biotechnologie-Forschung aus dem Rhein-Main-Gebiet abgezogen und in Frankreich zentralisiert würden.

Wintermeyer erinnerte daran, dass Aventis zu den größten Biotechnologiekonzernen der Republik zähle und ein bedeutender Forschungs- und Standortfaktor sei. Daher könne es nicht im deutschen Interesse sein, wenn Forschungsstrukturen verlagert würden. Wintermeyer, der auch Biotechnologie-Experte seiner Fraktion in Wiesbaden ist, lobte in diesem Zusammenhang die politische Initiative des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, gegen die Fusion mit politischen Mitteln vorzugehen. Koch habe in seiner Pressekonferenz in Wiesbaden zurecht deutlich gemacht, dass es im bundespolitischen Interesse sei, die geplante feindliche Übernahme zu verhindern. Damit setze sich Koch nicht nur für die Region und Hessen ein, sondern versuche den Ausverkauf des bundesdeutschen Technologiestandorts zu verhindern. Nach Worten des CDU-Chefs bleibe zu hoffen, dass die Bundesregierung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die feindliche Übernahme verhindere. Hierbei sei insbesondere auf Gespräche mit der französischen Regierung zu setzen.

Wintermeyer erklärte, dass es sich bei dem Angebot des französischen Konzerns um eine durch die französische Politik gebilligte Übernahme handele. Diese Übernahme durch die kleinere Sanofi-Synthelabo, die mit mehr als 50 Milliarden € zu taxieren sei, könne nur mit Zutun französischer Staatsbanken finanziert werden. Wie Wintermeyer heute am Rande der Sitzung in Wiesbaden erklärte, sei eine Übernahme weder im Interesse des Marktes noch des Industriestandorts Höchst, zumal nach einer Fusion der zweitgrößte Pharmakonzern der Welt entstünde und Monopolbildungen zu befürchten seien. Die Forschungseinrichtungen, so ist sich Wintermeyer sicher, würden über kurz oder lang nach Frankreich verlegt werden. Dies gefährde den gesamten Industriepark in seinem Bestand. Damit würden ein traditioneller Technologiestandort und Tausende von Arbeitsplätzen in der Region existenziell angegriffen.

Wintermeyer appellierte an die vielen Kleinaktionäre, die sich im Besitz von Aventis-Streuaktien befinden, nicht durch den Verkauf ihrer Bestände den Fusionsdruck noch zu erhöhen. Gemeinsam mit der Aventis-Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat müsse man dem Konzern gegen das unseriöse Angebot den Rücken stärken. Auch im Main-Taunus-Kreis, wo viele Mitarbeiter von Aventis wohnten und verschiedene Geschäftszweige sogar ihren Sitz hätten, sei man sich der Bedeutung von Aventis für die wirtschaftliche Entwicklung des Rhein-Main-Gebiets und für die Arbeitsmarktsituation wohl bewusst. Daher erfülle ihn die derzeitige Diskussion mit großer Sorge.